Rheumatologie

Rheuma ist ein Oberbegriff für eine Vielzahl rheumatischer Erkrankungen. Allein in der Schweiz sind rund 2 Millionen Menschen betroffen. Rheumatische Erkrankungen können durch entzündliche Prozesse wie Arthritis und Kollagenosen oder nicht-entzündliche Prozesse wie Arthrose und Knochenerkrankungen entstehen.

Neue Diagnoseverfahren ermöglichen eine frühe Erkennung und Therapie von Rheuma.

Quick facts über Rheuma

  • Definition: Rheuma ist ein Oberbegriff für rund 200 rheumatische Erkrankungen. Diese können durch entzündliche Prozesse (z. B. Arthritis) oder nicht-entzündliche Prozesse (z. B. Arthrose) entstehen.
  • Prävalenz: Manche Formen von Rheuma betreffen vor allem ältere Personen (z. B. Arthrose, Osteoporose). Allerdings sind auch jüngere Personen von entzündlichem Rheuma betroffen (z. B. Arthritis).
  • Symptome: Aufgrund der Vielzahl von rheumatischen Erkrankungen können die Symptome unterschiedlich sein. Sie reichen von gelenkspezifischen Symptomen wie Schmerzen und Schwellungen bis hin zu ganzheitlichen Symptomen wie Müdigkeit, Erschöpfung und Fieber.
  • Diagnose: Die Diagnose von rheumatischen Erkrankungen erfolgt mit Labortests und radiologischen Untersuchungen.
  • Behandlung: Die Behandlung von Rheuma kombiniert medikamentöse Therapien, Physiotherapie, Ergotherapie, eine Umstellung des Lebensstils und gegebenenfalls Infiltrationen.

Was ist Rheumatologie?

Die Rheumatologie ist ein Zweig der Inneren Medizin. Dieser befasst sich mit der Erforschung und Behandlung von rheumatischen Erkrankungen, die Strukturen des Bewegungsapparats (Knochen, Gelenke, Bänder, Muskeln, Sehnen) und das gesamte Bindegewebe betreffen.

Oft werden die Erkrankungen unter dem Oberbegriff «Rheuma» zusammengefasst. Der Begriff ist insofern irreführend, als er nicht direkt mit einem bestimmten Körperorgan oder -apparat in Verbindung gebracht wird. Er leitet sich vom griechischen «rheúma» ab, was so viel wie «Fliessen» bedeutet, und diente ursprünglich dazu, einen Mechanismus zu beschreiben, von dem angenommen wurde, dass er mit einem gestörten Fluss der «Körpersäfte» zusammenhänge, der für die Auslösung der Krankheit verantwortlich sei.

Die Rheumatologie ist ein sehr weites Feld: Es gibt mehr als 200 rheumatische Erkrankungen, die sich in ihrer Schwere und Häufigkeit unterscheiden. Rheumatische Schmerzen können durch entzündliche Prozesse wie Arthritis oder chronisch degenerative rheumatische Erkrankungen wie Arthrose entstehen.

Viele rheumatische Erkrankungen sind aufgrund ihrer weiten Verbreitung und ihrer möglichen körperlichen Beeinträchtigung von grosser medizinischer und sozialer Bedeutung, etwa, rheumatoide Arthritis, schwere Arthrose oder Osteoporose.

Entzündliches und nicht-entzündliches Rheuma

Rheumatische Erkrankungen können grob in entzündliche und nicht-entzündliche Erkrankungen unterteilt werden.

Arthritis, Arthrose und Osteoporose sind die häufigsten Formen der Krankheit: Sie sind für mehr als 90% der krankhaften Veränderungen des Bewegungsapparats betroffen.

Rheumatische Erkrankungen führen häufig zu Versteifungen und verursachen Deformationen.

Entzündliche Formen

  • Rheumatoide Arthritis
  • Kollagenosen
  • Entzündliche Erkrankungen der Wirbelsäule und Gelenke (z. B. Morbus Bechterew)
  • Bindegewebserkrankungen (z. B. Lupus erythematodes)
  • Entzündliche Erkrankungen der Blutgefässe
  • Polymyalgica rheumatica
  • Kristallerkrankungen (z. B. Gicht)

Nicht-entzündliche Formen

  • Degenerative muskuloskelettale Erkrankungen (z. B. Arthrose)
  • Knochenerkrankungen (z. B. Osteoporose)
  • Lokale und generalisierte weichteilrheumatische Erkrankungen

Autoimmunerkrankungen

Autoimmunerkrankungen gehören zu den schwerwiegendsten Erkrankungen, die in das Behandlungsfeld des Rheumatologen fallen. Hierbei produziert das Immunsystem Antikörper gegen den eigenen Körper.

Die Erkrankungen können dann alle Organe betreffen: Herz, Gehirn, Haut, Augen, weisse und rote Blutkörperchen, wie beispielsweise beim systemischen Lupus erythematodes (SLE) oder bei der rheumatoiden Arthritis.

Häufigkeit

Obwohl viele glauben, dass Rheuma vor allem Menschen im mittleren und höheren Alter betreffen, was bei degenerativen rheumatischen Erkrankungen durchaus der Fall ist, treten autoimmune rheumatische Erkrankungen entzündlicher Natur am häufigsten bei jungen Erwachsenen und recht häufig bei Jugendlichen und sogar Kindern auf.

Die systemische juvenile idiopathische Arthritis, auch bekannt als «Morbus Still», ist eine der schwersten entzündlichen Rheumaerkrankungen, die bekannt sind. Die Krankheit kann chronisch fortschreiten und führt zu schweren körperlichen Beeinträchtigungen. In der Regel sind Kinder unter 10 Jahren betroffen.

Rheumatische Erkrankungen, die oft Jüngere betreffen

Systemischer Lupus erythematodes

Häufig bei Jugendlichen.

Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans)

Meist bei jungen Männern.

Rheumatoide Arthritis

Erste Symptome bei jungen Frauen häufig nach einer Entbindung oder in Stressphasen.

Behandlung

Die Behandlung von rheumatischen Erkrankungen erfolgt in der Regel medikamentös, konservativ. Gegebenenfalls können Infiltrationen oder Operationen unterstützen. Je nach Form kann eine Anpassung des Lebensstils (Ernährung, Bewegung) bereits zu einer Schmerzreduktion führen und das Fortschreiten der Erkrankung verhindern oder verlangsamen.

Behandlungsarten (oft kombiniert):

  • Schmerzmedikamente
  • Bewegungstherapie/Sport
  • Physiotherapie
  • Ergotherapie
  • Psychotherapie
  • Anpassung der Ernährung
  • Operative Eingriffe

Fortschritte in der Diagnostik und Therapie

Die weite Verbreitung rheumatischer Erkrankungen und ihre gründliche Erforschung haben zu einem deutlichen Aufschwung der Rheumatologie geführt.

Die den Rheumatologen zur Verfügung stehenden Instrumente zur Diagnose oder Erkennung anatomischer Läsionen und Funktionsstörungen haben sich erheblich weiterentwickelt und werden immer zuverlässiger.

Durch aufwändige Labortests lassen sich beispielsweise die immungenetische Struktur, d.h. die Gene, die die Immunantwort steuern, oder die spezifischen Autoantikörper bestimmen, die häufig «Marker» für bestimmte Krankheiten darstellen. Die Fortschritte der Radiologie markieren dank moderner bildgebender Verfahren ebenfalls einen echten Wendepunkt in der Erforschung des Bewegungsapparates.

Durch die eindeutige Diagnose der zahlreichen rheumatischen Erkrankungen und eine frühzeitige und genaue Erkennung von Läsionen ist eine effektivere Behandlung möglich, und in vielen Fällen kann ein Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden. Die schwersten Krankheiten der Vergangenheit, wie etwa rheumatisches Fieber oder Gicht, die zu Nierenversagen und zum Tod führen können, sind heute durchaus heilbare Krankheiten.

Auch bei anderen Krankheiten wie der rheumatoiden Arthritis, bei Lupus oder Sklerodermie konnte die Prognose deutlich verbessert werden. Diese Krankheiten haben heute eine deutlich höhere Überlebensrate, die körperlichen Beeinträchtigungen sind geringer und die Lebensqualität der Betroffenen ist gegenüber früher deutlich gestiegen.

FAQ

Ich glaube, ich habe Rheuma. Zu welchem Arzt soll ich gehen?

Der erste Ansprechpartner ist Ihr Hausarzt, der Sie bei Bedarf zu einem Spezialisten überweist, z. B. an einen Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie, einen Hautarzt (z. B. bei Psoriasis-Arthritis) oder einen Facharzt für Orthopädie und Traumatologie (z. B. bei fortgeschrittenem Knorpelverschleiss).

Wie wird Rheuma behandelt?

Rheumatische Erkrankungen werden medikamentös, konservativ und gegebenenfalls mit Infiltrationen oder Operationen behandelt.

Wie ernähre ich mich bei Rheuma am besten?

Empfohlen wird eine antientzündliche Ernährung. Essen Sie ausreichend Gemüse, Obst, Getreide, Hülsenfrüchte, Samen und Nüsse und bevorzugen Sie gesunde Fette. Vermeiden Sie im Gegenzug gesättigte Fette, Zucker, stark verarbeitete Lebensmittel und Alkohol.

Ist Rheuma heilbar?

Leider in vielen Fällen nicht. Die Beschwerden lassen sich mit modernen Diagnose- und Therapieverfahren jedoch gut behandeln. Ziel ist es, ihr Fortschreiten zu verhindern oder verlangsamen.

Ärzte mit dieser Spezialisierung

Privatklinik Belair

Dr. med. Marcel Tschopp

Spezialisierung
Rheumatologie, Physikalische- und Rehabilitationsmedizin, Sportmedizin