Endometriose

Bei der Endometriose handelt es sich um eine der am häufigsten auftretenden Unterleibserkrankungen bei Frauen, bei der sich Zellen ähnlich derer der Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutterhöhle (lateinisch: Cavum uteri) ansiedeln. Sie kann unter anderem vor und während der Periode zu starken Schmerzen und sogar zur Unfruchtbarkeit führen.

Bis eine Endometriose als Ursache der Schmerzen festgestellt wird, ziehen meist viele Jahre ins Land. Bis dahin versuchen viele der betroffenen Frauen, in irgendeiner Form mit ihren Beschwerden und den damit verbundenen (körperlichen) Beeinträchtigungen zurechtzukommen, da sie der Ansicht sind, dass selbst stärkste Schmerzen „normal“ seien und zur Regelblutung dazuzugehören.

Die Erkrankung: Endometriose

Bei einer Endometriose „verirren“ sich Zellen, die der Gebärmutterschleimhaut ähneln, im Körper und siedeln sich sozusagen am „falschen Platz“ an – etwa im Becken, am Eierstock, an der Blase oder im Darm. Diese sog. Gewebeinseln, von Fachleuten auch als „Endometriose-Herde“ bezeichnet, können auftreten, ohne dass die Frau davon etwas spürt.

Bei anderen Frauen entwickelt sich die Endometriose allerdings zu einer chronischen (= sich langsam entwickelnden, langsam verlaufenden, lange andauernden) Krankheit, welche starke Schmerzen verursachen und sogar die Fruchtbarkeit mindern kann, weshalb die Endometriose mittlerweile als eine der vorherrschenden Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch angesehen wird.

Symptome

Grundsätzlich kann eine Endometriose vollkommen unbemerkt bleiben. Dies liegt vor allem daran, dass sie bei einigen Frauen kaum Beschwerden verursacht, bei anderen jedoch derart starke Schmerzen hervorruft, dass sich diese Frauen zusehends in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt sehen.

Das charakteristischste Zeichen der Endometriose ist der wiederkehrende Unterleibsschmerz, dessen Stärke im Verlauf des Monatszyklus typischerweise schwankt. Meistens erreichen die Beschwerden kurz vor oder während der Regelblutung ihren Höhepunkt.

Mögliche weitere Symptome sind:

  • Starke, häufig krampfartige Schmerzen für die Dauer der Periode
  • Wiederkehrende Schmerzen im Unterbauch
  • Verstärkte Monatsblutung
  • Zwischenblutungen
  • Bauch- und Rückenschmerzen
  • Schmerzen beim oder nach dem Geschlechtsverkehr
  • Schmerzen bei gynäkologischen Untersuchungen
  • Schmerzen oder Probleme beim Stuhlgang oder beim Wasserlassen
  • Blutungen aus Darm oder Blase
  • Blähungen, Durchfall oder Verstopfung
  • Andauernde Schmerzen, unabhängig von der Menstruation
  • Unfruchtbarkeit

Alle diese Symptome können jedoch auch andere Ursachen haben, was die Endometriose-Diagnose erheblich erschwert. Hinzu kommt, dass sich die Beschwerden in ihrer Art und Ausprägung unterscheiden, abhängig davon, wo im weiblichen Körper sich die Schleimhautzellen irrtümlich angesiedelt haben.

Ursachen

In jedem Monatszyklus baut sich die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) neu auf. Bleibt eine Befruchtung aus, löst sich die Schleimhaut ab und die Periode setzt ein.

Endometriose-Herde verhalten sich analog zur Gebärmutterschleimhaut, wachsen also in der ersten Hälfte des Menstruationszyklus heran, um in der zweiten Hälfte wieder abgestossen zu werden.

Das Problem ist, dass das abgelöste Gewebe der Endometriose-Herde nicht wie bei einer Regelblutung (über die Scheide) aus dem Bauchraum abfliessen kann. Bei vielen Frauen entfernt der Körper dieses Gewebe und Blut unbemerkt und folgenlos, doch bei einigen Frauen führen die Gewebereste zu Verklebungen, Entzündungen und Zysten (= mit Flüssigkeit gefüllte Blasen im Gewebe) und lösen in der Folge unterschiedlich starke Beschwerden aus.

Die Ursachen für das Entstehen einer Endometriose sind nach wie vor weitestgehend ungeklärt. In der Medizin wird angenommen, dass Hormone, das Immunsystem und eine familiäre Veranlagung ursächlich für diese Frauenkrankheit sind. Üblicherweise reguliert die körpereigene Abwehr, dass sich Gewebe aus einem Organ nicht in anderen Bereichen des Körpers festsetzt. Bei der Endometriose ist dieser Schutzmechanismus des Körpers jedoch gestört.

Diagnose

Oft dauert es sehr lange, bis eine Endometriose erkannt wird: Zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und der Diagnose vergehen im Durchschnitt zehn Jahre. Frauen, bei denen eines oder mehrere der vorab genannten Symptome auftreten, wird deshalb empfohlen, zeitnah einen Termin bei ihrem Frauenarzt oder ihrer Frauenärztin vereinbaren. Hier erfolgt im ersten Schritt eine Anamnese, also die Aufnahme der Krankengeschichte. Nach der Befragung folgt die frauenärztliche Untersuchung. Der Arzt oder die Ärztin tastet Scheide, Bauchdecke und Enddarm ab.

Daraufhin erfolgt zumeist eine Ultraschalluntersuchung durch die Scheide (sog. transvaginale Sonografie), welche grössere Endomitriose-Herde gegebenenfalls erkennen lässt. Klagt die Patientin über sehr starke Schmerzen und sind bei ihr eine Vielzahl der krankheitstypischen Symptome gegeben, ordnet der Frauenarzt beziehungsweise die Frauenärztin in der Regel zusätzlich eine Ultraschalluntersuchung des Bauches an. Ausserdem kann eine Kernspinuntersuchung (MRT – mittels einer Magnetresonanz- oder Kernspintomografie können die einzelnen Organe detailliert dargestellt und viele krankhafte Veränderungen sichtbar gemacht werden) zum Einsatz kommen. Kommt es zu Blutungen aus Darm oder Blase, so werden diese Organe zudem mit Hilfe einer Blasen- oder Darmspiegelung (die sogenannte Endoskopie) untersucht.

Möchten Ärzte und Patientinnen ganz sicher gehen, wird eine Bauchspiegelung – eine sogenannte Laparoskopie – vorgenommen. Hierbei handelt es sich um eine Operation, bei der über mehrere kleine Hautschnitte dünne optische Instrumente in den Bauchraum eingeführt werden. Damit kann der Arzt einen Blick in die Bauchhöhle werfen und die darin liegenden Organe auf eventuelle Endometriose-Herde hin untersuchen. Zudem wird im Zuge der Bauchspiegelung eine Gewebeprobe entnommen, die später im Labor untersucht wird und Auskunft über das tatsächliche Vorliegen der Erkrankung gibt.

Behandlungen

Verursacht eine Endometriose der Patientin keine Beschwerden und verschlimmert sie sich nicht über die Dauer der Zeit, dann ist normalerweise keine Therapie erforderlich. Engmaschige ärztliche Kontrollen im Zusammenhang mit einer einmal diagnostizierten Endometriose sind jedoch in jedem Fall ratsam.

Beeinträchtigt die Endometriose allerdings das körperliche, seelische und allgemeine Wohlbefinden der Patientin, dann empfiehlt sich eine Therapie, wobei sich die jeweilige Behandlungsmethode nach dem Alter und dem Stand der Familienplanung der Frau richtet.

Im Zuge einer Endometriose-Therapie können die folgenden Behandlungsansätze verfolgt werden:

  • Operation: Zur Sicherung der Diagnose wird häufig bereits eine Laparoskopie vorgenommen, welche gleichzeitig eine Möglichkeit zur Therapie eröffnet. Betroffene Stellen können entfernt oder direkt verödet werden – etwa unter Verwendung von Strom oder Laser. Eine Operation muss auch dann vorgenommen werden, wenn das Gewebe auf den Harnleiter drückt, was einen Harnstau und eine Schädigung der Niere zur Folge haben kann. Und auch ein operativer Eingriff durch die Scheide ist, je nach Lage der Endometriose-Herde, denkbar.
  • Laparotomie: Im Falle einer ausgedehnten Erkrankung mit Befall von Blase oder Darm wird meist eine umfangreichere Operation mit Bauchschnitt notwendig.
  • Entfernung beider Eileiter und Eierstöcke und / oder die Entfernung der Gebärmutter bei abgeschlossener Familienplanung.
  • Medikamente: Neben schmerz- und krampflösenden Medikamenten kann der Gynäkologe oder die Gynäkologin bestimmte hormonelle Verhütungsmittel (etwa die Anti-Baby-Pille oder eine Hormonspirale) oder andere Hormonpräparate verschreiben, welche die Monatsblutung unterdrücken, indem sie den Einfluss der weiblichen Geschlechtshormone auf die Endometriose-Zellen dämpfen.

Nachbehandlung

Im Verlauf der Erkrankung können sich Endometriose-Herde vergrössern: ausserdem können sich Zysten bilden. Endometriose-Zysten an den Eierstöcken werden in der Fachsprache „Endometriome“ genannt. Diese Endometriome enthalten oft verdicktes dunkles Blut, weshalb sie auch unter dem Begriff „Schokoladenzysten“ bekannt sind. Wenn Zysten und Verwachsungen die Funktion der Eierstöcke und Eileiter beeinträchtigen, wird häufig auch die Fruchtbarkeit in Mitleidenschaft gezogen. Eine stark ausgeprägte Endometriose kann also ein Grund sein, wenn eine Frau nicht schwanger wird (ob dies auch für eine milde Endometriose gilt, ist unklar).

Dennoch oder gerade deshalb ist es überaus wichtig, dass Frauen, bei denen eine Endometriose diagnostiziert wurde, in regelmässigen Abständen ihren Frauenarzt zu entsprechenden Kontrollterminen aufsuchen. Denn nur so kann rechtzeitig erkannt werden, ob und in welcher Form sich die Krankheit weiterentwickelt hat und welche Massnahmen gegebenenfalls einzuleiten sind. Überdies muss die Einnahme der Medikamente und ihre Auswirkungen auf den Körper der Patientin regelmässig überprüft und eventuell angepasst werden

Nach einer Operation (und der damit üblicherweise verbundenen Nachsorge) oder für den Fall, dass die Beschwerden trotz umfangreicher Therapie anhalten, besteht ausserdem die Möglichkeit, eine Rehabilitation mit speziell auf Endometriose-Patientinnen ausgerichteten Therapieangeboten in Anspruch zu nehmen.

FAQ

Wann und wo tritt die Endometriose auf?

Üblicherweise sind Mädchen und Frauen in der Zeit zwischen der Pubertät und den Wechseljahren von der Endometriose betroffen, da die weiblichen Geschlechtshormone einen wichtigen Einfluss auf die Entwicklung der Krankheit haben. Grundsätzlich ist die Endometriose nicht heilbar – sinkt jedoch im Zuge der Wechseljahre der Spiegel der weiblichen Geschlechtshormone, bildet sie sich oft zurück, was bedeutet, dass die Beschwerden nachlassen oder sogar verschwinden.

Je stärker die Periodenblutungen einer Frau sind, desto höher ist ihre Wahrscheinlichkeit, an Endometriose zu erkranken. Das Gleiche gilt für Frauen, deren Menstruationszyklus generell kurz ist, weshalb sie häufiger ihre Periode haben als andere Frauen.

Die sogenannten Endometriose-Herde finden sich dabei vielfach am Bauchfell des Beckens, an den Eierstöcken, an der Gebärmutterwand oder an anderen Beckenorganen wie Blase oder Darm.

Welche Arten der Endometriose gibt es?

Man unterscheidet drei grosse Gruppen von Endometriose:

  • Endometriosis genitalis interna: Hier liegen die Endometriose-Herde innerhalb der Muskelschicht der Gebärmutterwand (Myometrium).
  • Endometriosis genitalis externa (= die häufigste Erkrankungsform): Die Endometriose-Herde liegen im Genitalbereich, jedoch ausserhalb der Gebärmutter, also zum Beispiel in den Eierstöcken, auf den Haltebändern der Gebärmutter oder in der Vertiefung zwischen Gebärmutter und Enddarm (sog. Douglas-Raum).
  • Endometriosis extragenitalis: Bei dieser Form liegen die Endometriose-Herde auserhalb des Genitalbereichs, etwa im Darm oder in der Blase.

Gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen der Ausdehnung der Endometriose und der Stärke der damit verbundenen Schmerzen?

Nein, diesen Zusammenhang gibt es nicht:  Einerseits können sehr kleine Endometriose-Herde sehr ausgeprägte Beschwerden verursachen, andererseits können sehr grosse Endometriose-Herde symptomlos bleiben – und umgekehrt.

Wie viele Frauen leiden an Endometriose?

Bei der Endometriose handelt es sich um eine weit verbreitete Krankheit, wobei eine Vielzahl an Frauen sogenannte „stille Endometriose-Herde“ in sich tragen, sie diese also nicht spüren. Bei Frauen mit stark schmerzhaften Menstruationsblutungen geht die Medizin allerdings davon aus, dass fast die Hälfte dieser Frauen an einer Endometriose leidet.

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Endometriose – weit verbreitet, doch wenig bekannt | Privatklinik Bethanien

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