Entzündungen der Schilddrüse (Hashimoto)

Eine Entzündung der Schilddrüse, medizinisch Thyreoiditis, selbst kommt glücklicherweise äusserst selten vor. In den meisten Fällen ist eine sogenannte Autoimmunkrankheit – etwa die Hashimoto-Thyreoiditis (Hashimoto) – ursächlich für eine entzündete Schilddrüse.

Unter dem Begriff der Autoimmunerkrankungen subsumiert die Medizin eine Fehlsteuerung des Immunsystems, bei der körpereigene Strukturen – also Zellen und Organe – angegriffen werden. Die Autoimmunkrankheit «Hashimoto», die häufigste Form der Schilddrüsenentzündung, führt zu einer chronischen Erkrankung der Schilddrüse, welche zur Folge hat, dass dieses Organ nicht mehr ausreichend Hormone produziert.

Zwei Verlaufsformen

Im Zuge dieser Autoimmunkrankheit greift das körpereigene Immunsystem die Schilddrüse an. Die Patienten und Patientinnen bilden sogenannte Autoantikörper, also Abwehrstoffe, die sich gegen körpereigenes, gesundes Gewebe richten, welche die Eiweisse der Schilddrüse und damit das Organ zerstören. Dabei muss zwischen klinischen Fällen, also Hashimoto mit Symptomen, und Fällen, in denen im menschlichen Blut Autoantikörper nachgewiesen werden, die Betroffenen jedoch keine Probleme mit der Schilddrüse haben, unterschieden werden.

Hashimoto lässt sich in

  • die klassische Form, bei der sich die Schilddrüse vergrössert, eine Struma bildet und an Funktion einbüsst, und in
  • die atrophische Form, bei der Schilddrüsengewebe zerstört wird und das Organ verkümmert,

einteilen.

In der Medizin wird die atrophische Form der Hashimoto-Thyreoiditis häufiger diagnostiziert als die klassische Form. Folge einer Hashimoto-Erkrankung ist eine Schilddrüsenunterfunktion. Hashimoto ist eine überaus häufig auftretende Krankheit, die zumeist im Alter zwischen 30 und 50 Jahren auftritt und Frauen um ein Vielfaches häufiger betrifft als Männer.

Symptome

Im Frühstadium der Erkrankung treten selten Symptome auf, weshalb die Krankheit häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird. Das ist in der Regel dann der Fall, wenn die Hashimoto-Thyreoiditis zu einer Schilddrüsenunterfunktion (medizinisch: Hypothyreose) geführt hat. Damit machen sich auch die folgenden Symptome deutlicher bemerkbar:

  • Unlust und Desinteresse
  • Abgeschlagenheit
  • ständige Müdigkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Probleme mit dem Gedächtnis
  • Heiserkeit
  • Kälteüberempfindlichkeit
  • Verstopfung
  • spröde Haare und vermehrter Haarausfall
  • trockene Haut und brüchige Nägel
  • Zyklusstörungen und verminderte Fruchtbarkeit
  • Gewichtszunahme trotz gleichbleibender Ernährungsgewohnheiten
  • erhöhte Blutwerte

Zu Beginn der Krankheit können ausserdem weitere Symptome im Zusammenhang mit einer vorübergehenden Schilddrüsenüberfunktion auftreten, die sogenannte Hashitoxikose:

  • Nervosität und Unruhe
  • Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen
  • Herzklopfen, Herzrasen oder Herzrhythmusstörungen
  • ein erhöhter Blutdruck
  • feuchtwarme Haut
  • vermehrtes Schwitzen

Ursachen

Hashimoto ist eine Autoimmunkrankheit, bei der der Körper aus bislang nicht geklärten Gründen beginnt, Autoantikörper gegen Eiweisse der Schilddrüse zu bilden, was wiederum eine entzündete Schilddrüse zur Folge hat. Diese Entzündung zerstört diejenigen Zellen der Schilddrüse, welche für die Produktion der beiden lebenswichtigen Schilddrüsenhormone T3 und T4 zuständig sind. Im Anschluss daran produziert die angeschlagene Schilddrüse nicht mehr ausreichend Hormone, woraus eine Schilddrüsenunterfunktion resultiert.

Die Hashimoto-Thyreoiditis kann gehäuft in Familien auftreten, was den Rückschluss zulässt, dass Genveränderungen (Mutationen) ursächlich für diese Art der Schilddrüsenentzündung sind. Weiter erhöhen bestimmte Infektionen oder Stress die Wahrscheinlichkeit, an Hashimoto zu erkranken und eine übermässige Jodzufuhr sowie Rauchen können das Erkrankungsrisiko noch zusätzlich begünstigen.

Des Weiteren spielt das Geschlecht im Zusammenhang mit einer Hashimoto-Erkrankung eine Rolle: Es wird davon ausgegangen, dass die weiblichen Östrogene das Ausbrechen dieser Autoimmunkrankheit fördern.

Diagnose

Am Anfang jeder medizinischen Diagnostik steht die Anamnese. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung. Danach wird der Arzt oder die Ärztin eine Blutuntersuchung veranlassen, um so eine etwaige Funktionsstörung der Schilddrüse nachzuweisen. Dabei wird in der Hauptsache die Konzentration der Schilddrüsenhormone T3 und T4 und des THS gemessen.

Zusätzlich dazu wird das Blut auf Autoantikörper, welche die Schilddrüsen-Eiweisse angreifen, untersucht, da diese charakteristisch für eine Hashimoto-Erkrankung sind.

Eine Untersuchung mittels Sonografie (Ultraschall) rundet die Untersuchungen im Zusammenhang mit einer Hashimoto-Diagnose in der Regel ab: Zeigt der Ultraschall, dass die Schilddrüse kleiner ist als normal und ausserdem eine gleichmässig dunkle Struktur aufweist, ist vom Vorliegen einer Hashimoto-Thyreoiditis auszugehen.

Da Hashimoto-Patienten über einen verlangsamten Stoffwechsel verfügen, kann der Arzt seine Diagnose zudem mithilfe einer Schilddrüsenszintigrafie verifizieren. Unter einer Schilddrüsenszintigrafie versteht die Medizin eine nuklearmedizinische Untersuchung der Schilddrüse, die es ermöglicht, neben der Form, Lage und Grösse auch die Funktion der Schilddrüse bildlich darzustellen.

Zu guter Letzt kann der Arzt mittels der sogenannten Feinnadelbiopsie (FNB) eine Gewebeprobe aus der Schilddrüse entnehmen und diese auf die Konzentration der weissen Blutkörperchen untersuchen lassen, da Patienten mit Hashimoto deutlich mehr weisse Blutkörperchen im Gewebe aufweisen als gesunde Menschen.

Behandlung

Grundsätzlich sei darauf hingewiesen, dass es keine Therapie gibt, welche die Ursache einer Thyreoiditis erfolgreich bekämpfen kann. Jegliche Symptome, die ihren Ursprung in der durch Hashimoto auftretenden Schilddrüsenunterfunktion haben, lassen sich hingegen medikamentös behandeln: Die Patienten nehmen Tabletten mit dem künstlichen Hormon L-Thyroxin ein, welches dem schilddrüseneigenen Hormon T4 entspricht und im Körper in das stoffwechselaktivere Hormon T3 umgewandelt wird.

Zieht die Hashimoto-Erkrankung eine Vergrösserung der Schilddrüse (Struma) nach sich, wird die Schilddrüse – entweder in Teilen oder im Ganzen – operativ entfernt.

Eine übermässige Jodzufuhr kann Einfluss auf die Entstehung von Hashimoto-Thyreoiditis haben und sich zudem negativ auf den Verlauf der Krankheit auswirken, weshalb an Hashimoto erkrankte Menschen darauf achten sollten, nicht zu viel Jod zu sich zu nehmen.

Nachbehandlung

Im Falle von Hashimoto ist es schwer, den exakten Krankheitsverlauf vorauszusehen. Da sich diese Autoimmunkrankheit nur selten von selbst zurückbildet, sind regelmässige Kontrollen der Schilddrüsen-Hormonwerte unerlässlich.

Zudem lässt sich die entzündungsbedingte Zerstörung des Schilddrüsengewebes nicht mehr rückgängig machen, was bedeutet, dass eine Schilddrüsenunterfunktion, welche auf eine Hashimoto-Thyreoiditis zurückzuführen ist, eine lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormonen notwendig macht.

FAQ

Was charakterisiert eine Schilddrüsenentzündung (medizinisch: Thyreoiditis)?

Bei einer Thyreoiditis entzündet sich das Schilddrüsengewebe, wobei unterschiedliche Ursachen die Entzündung bedingen können. Die daraus resultierenden Krankheitsbilder können plötzlich (akut), innerhalb von Wochen (subakut) oder langsam und lange anhaltend (chronisch) auftreten:

  • Zur akuten Schilddrüsenentzündung zählen die eitrige (bakterielle) Thyreoiditis und die nichteitrige Thyreoiditis, die nach Verletzungen oder einer Strahlen- oder Radiojodtherapie auftreten kann.
  • Die subakute Schilddrüsenentzündung äussert sich entweder in Form der Thyreoiditis de Quervain, also nach Virusinfektion, oder in Form einer Silent-Thyreoiditis, auch stumme Thyreoiditis genannt. Bei letzterem handelt es sich um eine schmerzlose Autoimmunentzündung der Schilddrüse, welche sich typischerweise nach der Geburt eines Kindes entwickelt und von selbst wieder zurückbildet.
  • Krankheitsbilder der chronischen Schilddrüsenentzündung sind beispielsweise die Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow, Postpartum-Thyreoiditis, also eine nach einer Schwangerschaft auftretende Schilddrüsenentzündung oder eine arzneimittelbedingte Thyreoiditis.

Wie wird Hashimoto in der Schwangerschaft behandelt?

Da während einer Schwangerschaft der Hormonbedarf steigt, kontrollieren Ärzte und Ärztinnen die Schilddrüsenwerte im Blut der werdenden Mutter engmaschig und passen die Dosis der L-Thyroxin-Tabletten entsprechend an, was für eine normale Entwicklung des ungeborenen Kindes unabdingbar ist.

Wir finden einen Spezialisten für Sie